Ditta Engel

Kunst, getragen von den Flügeln eines Engels.

Ditta Engel wurde als mittleres von fünf Kindern geboren. Sie lebhaft, tatkräftig und kreativ. Manche ihrer Zeichnungen wurden an die Wand gehängt, aus Furcht vor ihrer Zukunft als Künstlerin jedoch förderten die Eltern ihr Talent nicht. Es hat eine Weile gedauert, ehe Ditta es wagte, sich ihrer schöpferischen Kreativität und ihrem Talent, die sie von klein auf wahrnahm, hinzugeben. Zunächst mußte geholfen werden; die Phase des rettenden Engels.

Mit 18 Jahren begann Ditta, dem Rat ihrer Eltern folgend, als Krankenschwester zu arbeiten, da nach Ansicht ihrer Eltern ein Dasein als Künstlerin keine finanzielle Sicherheit mit sich bringen würde. Ditta war in Afrika für Terres des Hommes tätig und half sudanesischen und kongolesischen Flüchtlingen im ehemaligen Belgisch-Kongo. Den Umgang mit Menschen, die Atmosphäre und den Kontrast zwischen Freude und Licht einerseits und der dunklen Seite der Flüchtlingslager andererseits sog sie auf und ließ sie ihr Denken formen. Ihre Kreativität wurde zu einem Ventil im Privaten...

Zurück in den Niederlanden, arbeitete Ditta in einem Krankenhaus, war sozial engagiert und wurde letztendlich Oberschwester in der häuslichen Pflege ihres Bezirks - mitten im „Rotlichtviertel“ von Amsterdam. Ihre Betroffenheit und ihr ganzheitliches Denken übersetzten sich immer öfter in das Schaffen dreidimensionaler Skulpturen. Sie konnte ihr kreatives Talent und ihre Berufung zur schöpferischen Tätigkeit nicht länger unterdrücken und traute sich endlich, die Flügel des Schaffens auch professionell zu öffnen. Im Grunde waren ihre Skulpturen von Anfang an im Jahr 1995 sofort ein Erfolg. Als ob alle Vorstellungskraft und Erkennen nur darauf gewartet hätten, endlich hervorzutreten. So, wie das Ende der Raupe auch die Geburt des Schmetterlings bedeutet.

Allmählich füllte sich der Garten im grünen Dorf Heiloo - nicht weit von Alkmaar, wo sie mit ihrem Mann Fekke wohnt - mit Skulpturen. Immer mehr Besucher fanden ihren Weg in den „Skulpturengarten”. Mitten im großen grünen Garten mit Dutzenden Skulpturen befindet sich ihr Atelier. An jeder Kurve des kleinen Pfades scheint das Grün eine neue Skulptur zu enthüllen – groß, klein oder in Gruppen.

Da Ditta Autodidaktin ist, strahlt ihr Werk sehr viel Authentizität aus. Unbehindert von Regeln kann sie das, was sich in ihrem Kopf zur Skulptur formt, mit ihren Händen schaffen. Geschickte, kräftige Hände. Ihre Skulpturen sind pur und ehrlich, groß oder mit feinen Zügen, aber auch verspielt und humorvoll. Ihre Affinität zu Menschen spielt eine wichtige Rolle. Häufig sind es menschliche Figuren, zierlich und elegant oder robust und stämmig, aber immer öfter sind di Werke auch abstrakt.

Neben Menschen wird Ditta auch durch die Natur in ihrer unmittelbaren Umgebung angeregt. Inspiration rührt von vielen Dingen her – sie läßt diese fließen, wodurch sie sich immer wieder erneuert. Die Armatur - das Grundgerüst einer Skulptur - ist, wie sie selbst sagt, „der Anfang einer neuen Geschichte”. Damit kreiert sie die Basis, die Emotion.

Das Kunstwerk erhält hier seinen ersten Impuls - wird es eine Skulptur in Bewegung oder ist sie statisch, drückt sie Kraft oder Leichtigkeit aus, ist sie introvertiert oder extrovertiert. Anschließend gestaltet Ditta mit Wachs, das durch die Wärme ihrer Hände bearbeitbar wird, die Form. Zielgerichtet läßt sie die Figur Stück für Stück wachsen – manchmal schnell, dann wieder dauert der Schaffensprozeß Monate, ehe sie die Skulptur aus den Händen und an den Bronzegießer übergeben kann.

Die Gußformen für den Bronzegießer macht Fekke, ihr Mann – ihr zweites Paar Hände, ihre Stütze und Entlastung. Es ist eine zeitraubende und präzise Arbeit. Nach dem Bronzegießen folgt die Bearbeitung, das Aufbauen und Patinieren der Skulptur mit dem Gasbrenner. Jede Figur erhält ihren eigenen Farbcharakter. Die Sockel der Skulpturen werden von Fekke angefertigt. Farbe, Maß und Material werden an das Kunstwerk angepaßt. Eine schöne Symbiose der Charaktere voll sprudelnder Kreativität mit Ruhe, Kraft und Technik. Kürzlich hat sich bei Ditta ein neues Talent gezeigt: In der ruhigen Umgebung ihres zweiten Hauses in Frankreich entdeckte sie das Schaffen zweidimensionaler Bilder. Ihre kreative Quelle bringt immer wieder neue Begabungen zum Vorschein. Ditta arbeitet als freischaffende Künstlerin, fertigt jedoch auch Auftragsarbeiten an.